„seines Erbes in den Heiligen"

Epheser 1,18

Nachdem wir uns zwei Mal mit dem Reichtum seiner Gnade befasst haben, wollen wir uns dieses Mal mit Epheser 1,18 beschäftigen. Das ist ein Vers, der nicht leicht zu durchschauen ist, der uns aber reich belohnt, wenn wir es versuchen. Es geht heute um den „Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen".

[Eph 1,17] damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst,

[Eph 1,18] damit ihr, erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist, welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen

[Eph 1,19] und welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke,

Die Handlung

Paulus betet für die Epheser (Vers 16), damit Gott ihnen „den Geist der Weisheit und Offenbarung" gibt (Vers 17), damit sie etwas wissen (Vers 18).

Wie sollen sie wissen?

  1. "in der Erkenntnis seiner selbst", also des Vaters der Herrlichkeit (Vers 17)
  2. „erleuchtet an den Augen des Herzens" - also nicht durch böse Gedanken verfinstern, sondern erleuchtet.

Was sollen sie wissen?

Dann nennt Paulus drei Dinge, die die Epheser wissen sollten:

  1. welches die Hoffnung seiner Berufung ist (Vers 18)
  2. welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen ist (Vers 18)
  3. welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden ist. (Vers 19)

Wir beschäftigen uns heute nur mit dem zweiten Punkt aus dem zweiten Teil von Vers 18. Das darf genügen, denn das hat es schon in sich.

Der „Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen".

Wir versuchen zu verstehen, was genau mit diesem etwas komplizierten Ausdruck gemeint ist und es kann helfen, wenn wir das mal in seine Einzelteile zerlegen.

Wenn man den Begriff auf diese Weise zerlegt, dann wird das sogenannte „Possesivpronomen" sehr deutlich hervorgehoben. Das ist ein Wort, das einen Besitz anzeigt: „seines". Es geht hier um eine Erbe, das „seines" ist. Das Erbe gehört Jesus Christus. Wie ist das nun gemeint? Hier gibt es zwei Möglichkeiten, wie man das auslegen könnte.

Möglichkeit Nummer 1 liegt uns ganz nahe und die verstehen wir sofort, weil wir als durch und durch selbstbezogene Menschen immer zuerst nach unserem Vorteil suchen. Dann wäre das so zu verstehen, dass „sein Erbe" etwas ist, was Christus gehört und von Christus kommt, was aber uns übergeben wird. Also bekommen wir das Erbe und aus „sein Erbe" wird dann „unser Erbe". Das würde auch gut zu Vers 11-14 passen, wo es ja um ein Erbteil geht, das wir bekommen.

Aber so ganz passt das dann doch nicht, weil die Formulierungen in Vers 11+14 auf der einen Seite und Vers 18 auf der anderen Seite doch stark unterschiedlich sind. Es ist auch sehr auffällig, dass bei allen drei Dingen, die wir wissen sollen, überall dieses Wort „sein" auftaucht. Seine Berufung, sein Erbe, seine Kraft. Viel deutet darauf hin, dass es gar nicht um uns geht, sondern um ihn, deswegen

Möglichkeit Nummer 2: Es ist sein Erbe und es bleibt sein Erbe. Es geht um etwas, was Christus als Erbe bekommt (oder bekommen hat). Der „Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen" wäre dann also „sein Erbe in den Heiligen". Der Gedanke mag nun überraschen, aber es sieht ganz so aus, als wären wir das Erbe. Nicht wir bekommen das Erbe, sondern wir sind das Erbe. Gott betrachtet uns als etwas, was er als Erbe bekommt. Das heißt, er betrachtet uns als etwas, was ihm gehört und was ihn bereichert. Kann das sein?

In Titus 2,14 geht es genau darum: Er hat sich ein „Eigentumsvolk" gereinigt - und das soll eifrig sein in guten Werken.

In 1.Petrus 2,9 wird das alles zusammen mit dem Evangelium dargestellt und wir werden darin als „ein Volk zum Besitztum" bezeichnet - das die Tugenden Gottes verkündet.

Wir (die Heiligen) sind also Gottes Erbe und er betrachtet uns nicht als eine Last, sondern als ein Erbe. Also als etwas, was ihn bereichert!

Kann das sein? Passt das zum Kontext? Wir haben ja schon gesehen, dass es in Epheser 1,11 auch um ein Erbteil geht, aber da geht es um unser Erbe. Das Erstaunliche ist, dass die Auslegung, dass WIR das Erbe in Epheser 1,18 sind, hervorragend zum Inhalt des ersten Kapitels des Epheserbriefes passt. Denn worum geht es denn im ersten Teil von Epheser 1?

Immer wieder werden wir darauf gestoßen, dass es zuallererst nicht um uns geht, sondern um Gott selbst und darum, dass wir zum Preis seiner Herrlichkeit da sein sollen.

Es ist nicht unsere Aufgabe und unser Auftrag, einfach nur gerettet zu sein. Es ist unsere Aufgabe, unser Auftrag, unseren Herrn und Erlöser zu preisen. Seine Herrlichkeit zu rühmen, ihn für seine Gnade zu loben, ihm für seine Segnungen zu danken.

Er hat uns genau dazu gerettet, das wir das tun können. Er hat uns dazu gerettet, dass wir das sein können: Sein Erbe. Er hat uns gerettet und mit einem herrlichen Erbteil beschenkt (Vers 11) und gleichzeitig sind wir darin sein Erbe (Vers 18) geworden. In uns, den Heiligen, soll er sichtbar werden: der „Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen".

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