Der Übeltäter am Kreuz
14. April 2019
Von Gott verlassen…
5. Mai 2019

Auf den letzten Drücker…

Siehe, dein Sohn - siehe deine Mutter.

„25 Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. 26 Als nun Jesus seine Mutter sah und den Jünger dabeistehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! 27 Darauf spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“


(Johannes 19,25-27 Schlachter 2000)

Unter dem Kreuz

Der eigene Sohn, mit Nägeln an ein Kreuz geschlagen. Man kann sehen, dass jeder Atemzug eine Qual ist. Was für eine Qual muss es für seine Mutter gewesen sein. Die Väter und Mütter unter uns wissen, wie schlimm es ist, wenn man das eigene Kind krank und leidend sehen muss. Doch gekreuzigt und mit dem sicheren Tod am Ende, das ist noch einmal deutlich schlimmer. Doch genau das war ihr ja vorher angekündigt worden. Vor der Geburt Jesus sagte Simeon im Tempel zu ihr, dass ein Schwert durch ihre Seele dringen würde (Lukas 2,35). Das war jetzt erfüllt. Dieses Schwert durchdrang jetzt ihre Seele und hat sie schwer verwundet. Erstaunlich, dass sie es schafft, ihren Sohn auch jetzt noch zu begleiten. Sie steht nicht einen Kilometer weit weg, um alles aus der Ferne zu betrachten, sondern steht direkt unter dem Kreuz.

So wie Johannes, der Jünger, der sich in seinem Evangelium nie direkt nennt, sondern das immer umschreibt mit „der Jünger, den Jesus lieb hatte“. Auch Johannes hielt durch. Auch er war hier und war nicht geflohen. Auch er hat dieses Leiden Jesu mit angesehen, obwohl es auch ihm das Herz zerrissen haben muss.

Das dritte Wort am Kreuz

In diese Situation hinein spricht nun Jesus sein drittes Wort am Kreuz. Verglichen mit den anderen Worten am Kreuz scheint das nun nicht so wichtig zu sein. „Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ das scheint uns doch viele größer und gewaltiger zu sein als dieses einfach „Frau, siehe, dein Sohn“ und „Siehe, deine Mutter“. Wenn wir so denken, dann zeigt das nur, wie wenig wir von Jesus verstanden haben. Jesus Christus ist das Zentrum der Geschichte. Durch ihn, in ihm und zu ihm hin ist alles geschaffen worden und alles hat seinen Bestand durch ihn (Kolosser 1,15-17). Jesus Christus ist dort am Kreuz gestorben, um für unser aller Sünden zu bezahlen (1.Korinther 15,3). Er wird als Herr aller Herren und König aller Könige (Offenbarung 17,14) wiederkommen. Alle werden ihn sehen, wenn er wiederkommt (Offenbarung 1,7) und alle Knie werden sich vor ihm beugen (Philipper 2,10).

Jesus kümmert sich

Wenn wir das alles wissen, dann ist das gut, aber das ist nicht alles. Jesus Christus ist eben auch der, der sich um die Kleinigkeiten kümmert. Er ist nicht nur um das Große und Ganze bemüht, sondern er sieht auch den einzelnen Menschen. Natürlich ist Jesus Christus der, dessen Angesicht leuchtet wie die Sonne in ihrer Kraft und der Augen hat wie Feuerflammen (Offenbarung 1,14-16). Doch auf der anderen Seite ist er eben auch der Jesus, der sich die Mühe macht, eine heidnische Sünderin an einem Brunnen mit der Wahrheit zu konfrontieren, weil er sie retten will (Johannes). Er ist auch der, der sich darum kümmert, dass tausende Menschen etwas zu essen bekommen (Matthäus 14,15). Kurz vorher heißt es, dass er sich erbarmt hat und viele Menschen heilte (Matthäus 14,14). Immer wieder finden wir in den Evangelien solche Ereignisse, wo Jesus eben nicht nur das Große, das Gewaltige und das Weltverändernde im Blick hat, sondern wo er gezielt auf einzelne Menschen zu geht, um ihnen zu helfen. Das gilt für die Ehebrecherin, wie auch für den Zöllner. Lahme, Blinde, Taube und Besessene haben das erlebt, dass dieser Jesus sich ganz persönlich um sie gekümmert hat.

Jesus, der Versorger der Maria

„Als nun Jesus seine Mutter sah und den Jünger dabeistehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Darauf spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“


(Johannes 19,26-27 Schlachter 2000)

Jesus weiß, dass er nun als Versorger seiner Mutter komplett ausfällt. Dass wir in den Evangelien nichts mehr von Josef hören und auch die Tatsache, dass Johannes Maria dann zu sich nahm, deutet darauf hin, dass er schon gestorben war und Maria war vermutlich eine Witwe. Jesus als der älteste Sohn hatte die Aufgabe, sich um seine Mutter zu kümmern und das tat er nun. Er gab diesen Auftrag weiter an den Jünger, den er liebte und der treu genug war, jetzt in seiner schwersten Stunde bei ihm zu sein.

Das zeigt uns wieder, wie ernst er seine Pflichten nahm. Das kann uns aber auch noch etwas anderes zeigen. Jesus wusste ja, dass er nach drei Tagen auferstehen würde. Er hätte sich ja dann um Maria kümmern können. Ja und nein. Denn er war dann ja nur noch begrenzte Zeit auf der Erde und Maria brauchte jemand, der dafür sorgte, dass sie ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen hatte. Natürlich hätte das Jesus alles mit einem Wunder bewerkstelligen können. Ein Fingerschnippen und Maria sitzt plötzlich in einem Palast. Noch ein Fingerschnippen und Diener tragen erlesen Köstlichkeiten auf silbernen Platten herein. Aber so handelt Jesus nicht. Er gibt Maria den Johannes und dieser soll sich um sie kümmern. So macht er es auch mit Dir und mit mir. Er hat uns Menschen gegeben, um die wir uns zu kümmern haben. Er könnte mit einem Fingerschnippen alles bereitstellen. Aber das tut er nicht, sondern er will, dass Du dich um deine Familie kümmerst. Eltern sollen sich um ihre Kinder kümmern, Kinder später um ihre Eltern. Aber alle anderen haben auch ihre Menschen, die ihnen von Jesus ‚zugeteilt‘ wurden. Jeder von uns hat solche Aufgaben bekommen. Besonders klar und deutlich wird das im Epheserbrief, wo deutlich herausgestellt wird, dass der Ehemann als Vertreter Christi die Aufgabe hat, seine Ehefrau zu lieben, wie auch Christus seine Gemeinde liebt (Epheser 5,20-26). Ein sehr hoher Anspruch und ich bezweifle, dass es einen Ehemann gibt, der das wirklich vollumfänglich umsetzen konnte ohne schuldig zu werden.

Besonders drastisch formuliert Paulus diesen Auftrag in seinem Brief an Timotheus:

„Wenn aber jemand für die Seinen, besonders für seine Hausgenossen, nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger.“


(1.Timotheus 5,8 Schlachter 2000)

Wir sollen uns kümmern, weil….

So zeigt uns Jesus mit wenigen Worten zwei Dinge: Er kümmert sich um uns. Das ist das Erste und mit ‚das Erste‘ meine ich nicht nur eine Reihenfolge, sondern wirklich die Basis, das Fundament. Er kümmert sich um uns und er sorgt sich um uns und zwar um jeden Einzelnen von uns ganz persönlich und ohne diese Tatsache wären wir alle verloren. Das ist das Erste. Das Zweite aber ist, dass wir alle den Auftrag haben, diese Liebe weiterzugeben an die Menschen, die Jesus uns an die Seite gestellt hat. Wie das dann konkret aussieht, das solltest Du im Gebet mit dem Herrn Jesus klären. Johannes bekam als Auftrag, sich um Maria zu kümmern an Jesu Stelle. Maria bekam als Auftrag, Johannes als ihren Sohn anzunehmen an Jesu Stelle. Und wir sollen unsere von Gott gegebenen Menschen auch annehmen und uns um sie kümmern – an Jesu Stelle.

Immer auf den letzten Drücker

Nun stellt sich noch eine kleine Frage. Eine kleine Frage, die uns aber doch gewaltig  verwirren kann und deshalb will ich noch kurz darauf eingehen. Warum macht Jesus das erst jetzt. Er hat doch gewusst, was auf ihn zukommt. Hätte er das denn nicht schon vorher regeln können? Ist das denn genügend Sorgfalt, wenn er sich erst auf den letzten Drücker darum kümmert?

Ihr kennt das ja: Manche Leute trödeln tage-, wochen- oder monatelang, bevor sie etwas erledigen. Erst kurz vor Schluss geben sie Vollgas und tun, was sie tun sollen. Manchmal geht das dann auch schief, weil die Zeit nicht mehr ausreicht oder weil etwas dazwischenkommt.

Warum hat Jesus so lange gewartet?

Wir dürfen dabei eines nicht vergessen: Jesus wusste nicht nur, wann er stirbt und wie er stirbt. Er wusste auch vorher schon, dass Maria und Johannes da sein würden. Für ihn war es nicht ‚auf den letzten Drücker‘, sondern es war genau zum richtigen Zeitpunkt. Jesus kennt für alle Dinge den richtigen Zeitpunkt. Der Punkt, an dem es genau richtig ist. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Maria es 2 Wochen vorher einfach nicht akzeptiert hätte, wenn Jesus das zu ihr gesagt hätte. Welche Mutter könnte das auch annehmen, wenn ihr Sohn erklärt „Du Mama, in 2 Wochen bin ich tot, ich lasse mich hinrichten und das ist jetzt dein neuer Sohn“. Das ging so nicht, deswegen hat Jesus so lange gewartet.

Er hat einen Zeitplan

Was heißt das nun für uns? Nun, wir haben ganz oft das Gefühl, dass Gott mit uns wartet bis auf den letzten Drücker. Manchmal ist es (aus unserer Sicht) auch schon zu spät, wenn Gott dann endlich eingreift. Erst danach (und manchmal wirklich Jahre danach) begreifen wir, dass Gott genau richtig gehandelt hat. Im 1.Petrusbrief heißt es dazu:

„6 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit! 7 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“


(1.Petrus 5,6-7 Schlachter 2000)

Was wir tun sollen ist, dass wir unsere Sorgen auf ihn werfen und uns seiner Herrschaft unterwerfen. Er wird ‚zu seiner Zeit‘ eingreifen. Seine Zeit, das ist die Zeit, wo es am Besten ist. Das ist sicherlich eine der schwersten Lektionen für Gläubige überhaupt. Wir haben ja so viele Ideen, wann der richtige Zeitpunkt ist und was Gott tun sollte. Wir dürfen ihm das auch alles im Gebet sagen. Wir sollten es aber in Demut sagen und nicht meinen, er bräuchte unseren Ratschlag. Er weiß viel besser als wir, was das Beste für uns und für anderen Menschen ist. Er weiß viel besser für uns, wann der richtige Zeitpunkt ist, um das Beste zu tun. So sollten wir auch einfach darauf vertrauen, dass er unser Bestes will (Römer 8,28).